Im zweiten Teil vom ´der Weg zum wohlerzogenen Esel ´haben wir über allgemeine Richtlinien des Arbeitsprozesses gesprochen, welche für einen sinnvollen und konstruktiven Lehrgang am Tier von
prioritärer Wichtigkeit sind; hier seien sie noch einmal aufgezählt;
der Zeitfaktor:
welcher sich daraus ergibt, dass der Esel sich nicht länger als eine halbe Stunde am Stück konzentrieren kann und
der Ort des Geschehens:
der Esel sollte zunächst in seiner vertrauten Umgebung an den Lernprozess herangeführt werden.
Auf diese elementaren Prinzipien wollen wir nun auch die nächste Aufgabe aufbauen !
Richtig verladen, aber wie?!
Sicherlich haben Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt den Wunsch, mit ihrem Tier in entfernter Umgebung etwas zu unternehmen sei es, um weitere Übungsschritte anzugehen, eine Wanderung zu
unternehmen; eine Veranstaltung zu besuchen usw.
Elementarer Schritt hierbei ist, dass der Esel sich verladen lässt, um somit von A nach B zu kommen.
Im dritten Teil unserer Erziehungsmassnahmen wollen wir daher auf das korrekte Verladen eingehen.
Natürlich benötigen Sie hierzu einen Anhänger; wenn Sie aber keinen Eigenen besitzen, so können Sie Bekannte zum Ausleih befragen oder aber einen Landwirt ihrer Umgebung bitten, Sie an einem
Traktoranhänger üben zu lassen ... Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg ...
Unser System ist schlüssig und funktioniert; vorausgesetzt, Sie halten sich konsequent an 5 Regeln :
Niemals Druck auf die Hinterhand ausüben. Alleine das Halfter und der Strick sind zu benutzende Kommunikationsmittel (natürlich in Verbindung mit vertauten Wortbefehlen); alle Reaktionen in
Richtung Hänger sollten mit sofortigem Drucknachlass belohnt werden.
Nicht mit Futter belohnen. Der Esel sollte Ihnen vertrauen und nicht vom Futter hineingelockt werden. Wenn alles bereit zur Abfahrt ist, so können sie dem Tier noch ein Leckerli als Belohnung vor
der Fahrt reichen.
Sichere Ausrüstung tragen. Handschuhe, festes Schuhwerk, ein Halfter (cf. Knotenhalfter aus dem zweiten Teil) und eine Longe(4, besser 6 Meter) von hervorragender Qualität.
Den Hänger immer ankuppeln, nur so steht er sicher, ruckelfrei und schafft Vertrauen.
Minimale Fortschritte durch Aufhören belohnen. Dass Esel dann lernen, nicht in den Hänger zu gehen, ist Unfug. Die meisten Verladeprobleme entstehen, weil Tiere manchmal mit brutaler Gewalt zum
Einsteigen gezwungen werden.
Bedenken Sie bitte, dass den Eseln dunkle, enge Räume manchmal Platzangst bereiten. Daher ist es besser, bei ausreichend Tageslicht zu arbeiten. Hinzu kommt, dass die Tiere das Gemüt des Menschen
fast ablesen können. Wenn Sie gestresst sind und unter Zeitdruck stehen, werden Sie wohl grösseren Schwierigkeiten beim Verladetraining begegnen.
Daher;
--> Üben Sie nur dann mit dem Tier, wenn Sie sich entspannt fühlen und rechnen Sie genügend Zeit für die Aktivität ein; somit schaffen Sie die elementare Grundlage des Erfolges !
Schritt 1
Ohne Trennwand im Hänger. Die Rampe können Sie Anfangs mit Strohballen begrenzen. Den Esel ruhig 3 bis 4 mal um den Hänger führen. Schauen Sie in den Hänger (nicht auf den Esel !!!) und gehen Sie
bestimmt und selbstbewusst ohne zu zögern hinein.
Bleibt der Esel stehen so verlängern Sie die Longe und drehen Sie sich zu ihm ohne ihm in die Augen zu schauen. Geben Sie langsam Druck auf das Halfter bis das Tier reagiert (Blick, Ohren,
eventuell der erste Schritt auf die Rampe). Dann gehen Sie zu ihm zurück und belohnen ihn reichlich (Streicheleinheit). Beginnen Sie diesen Ablauf noch einmal; fordern Sie durch intensiveren
Druck aufs Halfter einige Schritte nach vorne. Jeder Fortschritt wird durch Drucknachlass und Loben belohnt; Rückwärtsgehen mit Druckaufbau und einem scharfen NEIN bestraft.
Sensiblen Eseln mache ich wenig Druck und gebe genügend Zeit; dickfelligen Eseln mehr Druck und wenig Zeit da diese den Zeitintervall auszunutzen wissen.
Zuviel Druck zur falschen Zeit lässt das Tier sofort wieder rückwärts gehen; daher sollten Sie sparsam mit der Druckausübung umgehen und diese nur zielgerichtet einsetzen.
Schritt 2
Zum zweiten Schritt kommen Sie, wenn Sie flüssig ein- und ausladen können.
Binden Sie das Tier an, und gehen Sie langsam weg (anfangs nur bis zur Kruppe); geben Sie Streicheleinheiten und Lob bei Stillstehen. Zur Entspannung losbinden, aussteigen und eine Runde
spazieren bevor Sie die Anbindezeit verlängern.
N.B. Es scheint der Sicherheit wegen wichtig, dass der Esel von Anfang an lernt, beim Austeigen die Verladerampe nicht zu Überspringen. Dies erreichen Sie, indem Sie das Tier kurzhalten und es
bei Springversuchen konsequent mit einem scharfen NEIN bremsen.
Schritt 3
Klappe zu ! Hat der Esel gelernt, im Hänger angebunden zu stehen, wenn die Heckstange eingehakt ist, schliessen Sie die Klappe. (Evtl. auch den Windschutz an PKW-Hänger)
Beim ersten Mal loben und das Training für diesen Tag beenden.
Schritt 4
Strohballen entfernen; den Esel hineinführen. Weicht er zur Seite aus oder bleibt er vor der Rampe stehen, so richten Sie ihn 3 Schritte zurück (in der Eselsprache ein Zeichen für
Dominanzklärung) und erneut versuchen, bis Sie Erfolg haben. Lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen und lobenn Sie anhaltend jeder kleinste Fortschritt.
Bereitet das Tier ihnen trotzdem Schwierigkeiten, so schalten Sie wieder auf Schritt 2 zurück.
Schritt 5
Es geht los; fahren mit Anhänger sollten Sie schon ohne Tiere geübt haben !
Fahren Sie den Esel 5 bis 10 Minuten an einen angenehmen Ort (Weide). Erst wenn das Verladen am vertrauten Ort klappt, sollten Sie an anderen Stellen das Verladen üben.
Es gibt noch eine Vielzahl an Massnahmen, den Tieren das Verladen beizubringen;
Einige Eselbesitzer schwören darauf, den Hänger über einen längeren Zeitraum in die Weide zu den Tieren zu stellen und diesen zu öffnen. Bis zu dieser Stelle kann ich diese Massnahme
nachvollziehen und auch vorschlagen, da wir alle wissen, dass unsere Esel oft ´Augentiere ´sind; sie möchten sich -von unglaublicher Neugier getrieben - alles von Nahe ansehen.
Somit können wir der natürlichen Neugierde Profit abziehen und warten nicht all zu lange bis die Tiere von Selbst in den Hänger steigen.
Der grösste Fehler liegt meines Erachtens darin, dass viele Eselbesitzer den Tieren allemöglichen Leckereien im Hänger anbieten. Wenn wir mal im Notfall bei einer akuten Kolik aufladen sollen
haben wir spätestens dann ein riesiges Problem. Besser ist es also auf Erfahrung und Vertauen aufzubauen.
Wichtig erscheint mir auch hier die Erläuterung, dass jeder Eselbesitzer einmal mit seinem Tier Hänger fahren soll; dies aber bei den Tieren im Raum! Hierbei kann man allerlei
Erfahrungen bezüglich Verhalten sammeln und somit spezifisch auf die Reaktionen des jeweiligen Tieres eingehen.
Ich habe bei meinen Tieren beobachten können, dass sie sich während der Fahrt unglaublich aufregten, wenn sie einzeln angebunden waren. Nach dem Transport waren sie stets stark verschwitzt. Nach
Anratung habe ich meine Tiere etwas zögerlich nicht mehr angebunden und siehe da, bei einer erneuten Fahrt mit ihnen im Hänger konnte ich feststellen, dass sie sich mit ihren Hälsen ineinander
verkeilten und somit für extreme Standfestigkeit während der Fahrt sorgten.
Eines meiner Tiere, ein Schlachtesel aus Rumänien, welcher wahrscheinlich während des Transportes Todesängste ausgestanden haben muss, schwitzt zwar noch immer sehr stark. An kalten Tagen lege
ich ihm eine Abschwitzdecke über, nehme mir genügend Zeit beim Verladen und belohne ihn bei Verschliessen der Rampe mit Leckerlies.
Erfahrungen, welche jeden Esel und seinen Besitzer einzeln charakterisieren ... Dies auch beim Verladen.
Daher, nehmen Sie sich Zeit undversuchen Sie, entspannt an das Verladen heranzugehen, denn somit erzielen sie schneller und zielgerichteter jene Erfolge, auf welche Sie aufbauen können !
- Sacha Dupont -